Wissensgewinnung durch Austausch
Der Klimawandel stellt den Wassersektor in Deutschland sowie in Dänemark vor neue Herausforderungen. Um herauszufinden, welche die drängendsten Probleme sind, haben NEPTUNs Projektpartner mit betroffenen Kommunen gesprochen.
In Kombination mit einer zusätzlichen wissenschaftlichen Literaturrecherche wurden folgende Herausforderungen identifiziert:
- Es fehlen Grundlagen zur Berechnung zukünftiger Grundwasserschwankungen.
- Es werden bessere Frühwarnsysteme und hydrologische Modelle zur präzisen Vorhersage von Extremwetterereignissen wie Starkregen benötigt.
- Es besteht Bedarf an robusten Sensoren und Drohnen, um die Wasserqualität und den Wasserstand zu messen –gerade in Zusammenhang mit Extremwetterereignissen.
- Es herrscht ein Mangel an Technologien und validen Daten zum effizienten urbanen Wassermanagement.
Neben diesen vorwiegend technischen Herausforderungen wurde auch deutlich, dass es eine Vielzahl an institutionellen Hindernissen gibt. Oftmals behindern ein nicht kohärenter Rechtsrahmen, zu enge Problemdefinitionen und ein Mangel an Finanzmitteln effektive Klimaanpassungslösungen.
Grenzüberschreitender Wissensaustausch
Zu diesen und weiteren Herausforderungen veranstaltet NEPTUN eine Reihe von Seminaren und Webinaren für Problemeigner aus Norddeutschland und Dänemark. Folgende Veranstaltungen haben bereits stattgefunden:
Am 16. August 2021 fand das erste Webinar statt, das sich dem Thema Klimaanpassung ganzheitlich näherte. Zunächst gab Ramon Hiemcke vom schleswig-holsteinischen Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume einen Überblick über die zu erwartenden Klimaveränderungen, wie beispielsweise höhere Niederschläge in den Wintermonaten.
Im Anschluss daran berichtete Jette Vindum, wie sich die Stadt Vejle mit klassischen und neuen innovativen Formaten auf den Klimawandel einstellt.
Am 30. September 2021 luden dänische und deutsche Unternehmen, Versorgungsunternehmen und Kommunen nach Sonderburg ein, um die Herausforderungen des 6. IPCC-Berichts zu diskutieren: Wie können wir mit Hilfe innovativer Lösungen zur Klimaanpassung den extremen Wetterereignissen begegnen, die der Klimawandel immer häufiger mit sich bringen wird?
Sowohl die lokale Verwendung als auch die Versickerung von Regenwasser werden in Zukunft eine wichtige Rolle im urbanen Wassermanagement spielen.
Statt teure, unflexible Erweiterungen der Kanalisation vorzunehmen, ist die lokale Ableitung von Regenwasser eine naturnahe Lösung. Dabei wird das Regenwasser vor Ort zwischengespeichert, verdunstet, versickert oder wiederverwendet. Gleichzeitig entstehen dabei grüne Stadträume.
NEPTUN möchte einen grenzübergreifenden Wissensaustausch zu dem Thema anregen. Am 14. Oktober 2021 veranstaltete NEPTUN deshalb ein Seminar für regionale Bauherren, in dem es um die Möglichkeiten lokaler Regenwasserversickerung ging.
Am 29. Oktober 2021, präsentierten die NEPTUN-Partner CLEAN und die Region Süddänemark (RSYD) gemeinsam mit dem Unternehmen WSP in einem zweistündigen Webinar innovative klimaangepasste Hochwasserrisikokarten. Diese wurden von der Region Süddänemark in Zusammenarbeit mit den Unternehmen WSP und SCALGO entwickelt.
Anhand der Karten lässt sich darstellen, wie das Hochwasserrisiko in bestimmten Gebieten unter verschiedenen Klimaszenarien zukünftig aussehen kann. Hochwasserrisiken in Abhängigkeit bestimmter Einflussfaktoren vorherzusagen, ist eine zentrale Herausforderung für Kommunen und Akteure im Bereich der Klimaanpassung. Bisher haben viele dänische Gemeinden mit veralteten Karten gearbeitet. Diese stellen zudem lediglich das gegenwärtige Risiko dar.
Die neuen Karten bieten den Kommunen eine aktuelle Datenbasis, anhand derer Vorsorgemaßnahmen und Klimaanpassungsmaßnahmen langfristig geplant werden können.
Ein weiteres Webinar am 20. April 2022 widmete sich dem Potenzial von Böden für die Klimaanpassung. Denn die Förderung und der Erhalt der Humusbodenschicht ist eine einfache und effektive Möglichkeit, einen Puffer gegen Überschwemmungen und Trockenheit zu schaffen.
Dr. Agnes Sachse von der Universität Kiel und Christoph Thomsen vom Verein BobenOp aus Schleswig-Holstein stellten ihre Lösungen und Ergebnisse vor.
Das Seminar vermittelte den Teilnehmenden einen Eindruck davon, wie die lokale Regenwasserversickerung und Klimaanpassung in größeren Gebäuden aussehen können und welchen Mehrwert sie den Bewohnern und Nutzern der Gebäude bringen können.
Die Teilnehmenden erhielten einen detaillierten Leitfaden zur Berechnung der möglichen Größe von Anlagen zur Regenwasserversickerung auf ihrem Grundstück. Außerdem erfuhren sie, wie sie die Baugenehmigung und Erstattung der Anschlussgebühren beantragen können.
Am 2. Februar fand ein Webinar über das Potenzial von KI und Daten in neuen Frühwarnsystemen zur Vorhersage von Überschwemmungen bei sintflutartigen Regenfällen statt.
M. Sc. Henry Baumann, Prof. Dr. Sven Tomforde und M. Sc. Michel Spils von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel präsentierten ihr Wissen und die zwei Prototypen für Frühwarsysteme, die sie entwickelt haben.